Schau mir in die Augen, Kleines; Blicke sagen mehr
Hör‘ auf mit deinen Worten; das Zuhör’n fällt mir schwer
Dein Schall verweht im Raum
Und drei Sekunden später war alles nur ein Traum
Der im Kopf ein Attentäter –
– Ist diese Lampe hell genug
Hast du noch eine Frage
Die Logik strahlend im Verzug
Des Lampenschirmes Farbe
Ich habe keine Lust es dir
Zum fünften Mal zu schildern
Du wirst es sicher noch kapier’n
Zur Not anhand von Beispielbildern
Was du heute kannst besorgen
Das verschiebe nicht auf gestern
Was zum Teufel soll das Morgen
Willst du Gottes lästern?
Die Verwirklichung der Pläne
Liegt nur eine Netflix Folge weiter
Doch dann ist da diese Handlung
An der wir alle scheitern
Schau mir in die Augen, Kleines
Sonst entstehen große Unklarheiten
Spar‘ dir deinen Online-Streit
Hinter dem du die Verwundbarkeit –
Versteckst dich hinter Förmlichkeiten
Bist morgen wieder widersprüchlich
Blickst mal durch, dann wieder nicht
Es ist hier wie beim One-Night-Stand
Ich weiß nicht wie’s als nächstes kommt
Fühl‘ mich wie beim Konzert der Band
deren Musik ich nicht mal Kenn‘
Steh da so richtig Strohblond
Wann kapiert die Welt, dass ich den Ton „Kastanie“ nenn‘
Ja, Nein, Vielleicht – ist der neue Stand der Dinge
Hast du morgen wieder Zeit, wir sezier’n Vertrauen mit der Klinge
Merkst du, wie vom Konstrukt der Worte
Die klare Sicht vernebelt wird
Bis zur Unkenntlichkeit der Orte
wo der Blindenstock auf Scherben klirrt
Komm, wir spielen Augen zu und lass‘ dich fallen
Aber so richtig, ohne die Fäuste zu ballen
So wichtig den fangenden Armen zu glauben
So listig zu fallen, auf freien Boden
Schau mir in die Augen, Kleines
Weiß nicht, wie oft der Anblick mir
Noch möglich ist im jetzt und hier
Weiß nicht, wie lange die Sicht auf dein feines
Fenster der Seele geöffnet bleibt
Will nicht, dass du Briefe zum Tode hin schreibst
Will nicht, dass er dich holt und schon gar nicht im Streit
Will deinen Blick halten bis in die endlich nicht endende Unendlichkeit
Mein Nachbar, er singt in Schizophrenie
Unentwegt dieses Lied mit der Melodie
Welche ohne jegliche Viertelpausen schwingt
Im tickend getackten Gleichklang stets klingt
Meinen Hörsinn zu betäuben
Find‘ nicht mehr einstige Freuden
Hab‘ sie zusammen mit Schlüssel und Stolz verlegt
Und ihr alle, jeder Einzelne von euch
Ist unberechenbar berechnend
Kann nicht rechnen, sitze fechtend
Am Boden des schweißbedeckten Rings
Schaue grob erst nach rechts dann nach links
Bin umgeben von Seilen, die sind gesponnen
Aus Unstimmigkeiten, die kommen
Von dem Postfaktum in all diesen Köpfen
Also schau mir in die Augen, Kleines
Das bedeutet Menschlichkeit
Das Schwimmen in Vergänglichkeit
Das deinen Blick nicht von mir spült –
Schau mir in die Augen, Kleines
Offenbare mir den paradoxen Wechsel
Zwischen Leere und Affekt
Offenbare, deine Karten sind bedeckt
Schau mir in die Augen, Kleines
Dann spiegelt sich ein Du und vielleicht auch mal ein Ich
Stillgestanden hier im Licht