Dass sich der Second-Hand Markt schon lange nicht mehr nur auf Sozialfälle bezieht, wissen wir alle. Mit nur einem Blick auf gegebene Tatsachen wird auch klar, wieso das so ist. Zuallererst kann dir niemand so schnell nachkaufen, was du aus zweiter Hand erstanden hast. Die Einzigartigkeit ist ja gerade gefragt wie nie. Nicht mit der Mode zu gehen ist in Mode. Außerdem kann man mit dem Kauf gebrauchter Kleidung beachtliche Schnäppchen machen. Nicht selten höre ich Konversationen, in denen die Fragen nach dem „Woher“ und „wie viel“ aufkommen, die dann mit den Worten „Vintage“ und „Ein paar Euro“ beantwortet werden.
Bei dem ganzen Trubel kann einem die Frage in den Sinn kommen, ob das ganze Vintage-Business nicht etwas ausgeschlachtet wird – es gibt ganze Ketten von Second-Hand-Läden, die der Nachfrage von zu großen Lacoste-Pullovern und abgelatschten Lederstiefeln nachkommen. Klingt toll, macht das ganze aber teuer, immerhin will ja jeder so ein Ding haben… Der Faktor der Modeerscheinung ist nicht zu leugnen, doch steckt da einfach mehr dahinter als lediglich das Phänomen des blanken Trends.
Ein Beispiel für dieses „mehr“ sind Abende wie der am 25. Februar im Kühlhaus. In Zusammenarbeit mit Viva con Agua organisierte eine Gruppe der Fridtjof-Nansen-Schule einen Abend mit Musik, Essen und dem Tausch von Kleidung. Für abgelegte Klamotten konnte man hier bis zu fünf neue Lieblingsstücke finden ohne das Portemonnaie zu belasten. Für alle, die es verpasst haben und jetzt traurig sind, kommen hier gute Neuigkeiten: Veranstaltungen dieser Art gibt es mittlerweile regelmäßig, und das fast überall (Wenn nicht, lässt sich sowas auch gut im kleinen Kreise mit guten Freunden machen: )
Um das Ganze auch visuell zu beklatschen, haben ein paar Freunde und ich das Ganze bildlich in einem kleinen „Editorial“ festgehalten. Der Großteil der Kleidungsstücke ist natürlich aus zweiter Hand erstanden.
In unserer Konsumgesellschaft werden täglich Massen an Kleidung hergestellt. Die menschenverachtenden Bedingungen, unter welchen das geschieht, brauche ich gar nicht zu erwähnen. Jeder kennt und ignoriert diese – es betrifft einen ja auch nicht persönlich… Man kauft also und trägt den besagten Gegenstand, bis er nicht mehr gefragt ist. Aber was dann? Müll? Für immer versunken im Kleiderschrank? Kein schöner Gedanke.
Und genau deswegen hoffe ich, dass dieser Second-Hand Trend anhält. Wäre doch schade, wenn es in zwei Jahren kein Publikum mehr für Veranstaltungen wie diese gäbe. Für Projekte, die einen mit gutem Gewissen konsumieren lassen. Projekte, die den Dingen einen Mehrwert geben!
Fotos von Jule, Tilman und mir